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Als Update im 2. Halbjahr 2011 zu unserer Marktanalyse 2011 haben wir folgende Themen für Sie:
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1. Internationale Aktien- und Rentenmärkte |
Die internationalen Aktienmärkte haben das erste Halbjahr 2011 mit durchschnittlich 5,85 % Verlust abgeschlossen. Auch die Rentenmärkte kamen auf ein Minus von 0,5 %. Das ist keine gute Basis für Investoren an den internationalen Börsenmärkten. Lediglich die Immobilienmärkte konnten international auf breiter Front wieder deutlich Boden gutmachen. Doch dazu später mehr. Grundsätzlich erscheinen Aktien billig. Die Aktien im Euro Stoxx 50 werden zurzeit mit dem 9,5fachen des für 2011 erwarteten Jahresgewinns gehandelt. Die DAX-Unternehmen kosten immerhin den 11fachen Jahresgewinn. Der langfristige Durchschnitt liegt bei dem Faktor 13. Der Grund für diese Zurückhaltung ist relativ einfach zu erklären: Die Analysten zweifeln daran, dass die Gewinne weiterhin so stark steigen. Bei einer Halbierung der Unternehmensgewinne würde sich das Kurs-/ Gewinnverhältnis entsprechend verdoppeln und aus zu billig wird plötzlich viel zu teuer. Das derzeitige Niveau der Unternehmensgewinne dürfte sich kaum noch steigern lassen. Die vielen weltweiten potentiellen Krisenfaktoren haben jeder für sich die Kraft, die Kalkulation der zukünftigen Gewinnerwartung zu torpedieren. Insofern ist die Zurückhaltung an den internationalen Aktienmärkten nachvollziehbar und grundsätzlich auch angebracht. Die Politik des billigen Geldes befeuerte das Wachstum der Aktienkurse. Die zunehmend leeren Staatskassen und die Erkenntnis immer breiterer Bevölkerungsschichten einer bisher erfolglosen Geldpolitik, setzen die Scharlatane mit ihren Gelddruckmaschinen zunehmend unter Druck. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Unsicherheitsfaktoren, die die weltweite Wirtschaftsentwicklung erheblich negativ beeinflussen können, weshalb ich weitere Zurückhaltung empfehle. Nicht zu vergessen die griechische Bombe, die nun im September 2011 endgültig platzen dürfte, was die Märkte in jedem Fall belasten wird. Die Rentenmärkte stehen vor einem Dilemma. Die Rentenmärkte lebten die letzten 20 Jahre von zusätzlichen Kursgewinnen, verursacht durch weltweit sinkende Zinsen. Augenblicklich befinden sich die Märkte an einem Wendepunkt, hin zu tendenziell steigenden Zinsen. Steigende Zinsen bedeuten im Umkehrschluss das Risiko potentieller Kursverluste. Wenn man sich dem Risiko möglicher Kursverluste nicht aussetzen will, muss man in variable Papiere, also auf Tagesgeldniveau investieren. Die hier erzielten Renditen können jedoch nicht einmal ansatzweise die Inflation ausgleichen und unterliegen zusätzlich noch der Besteuerung. Über zusätzliche Bank- und Transaktionskosten reden wir besser erst gar nicht. Die bisherige Politik des billigen Geldes verprellt die renditehungrigen Investoren und trieb sie bisher vermehrt in die Aktienmärkte oder hin zu den Schwellenmärkten oder in die Rohstoff- bzw. Sachwertmärkte. Das sind jedoch alles deutlich anspruchsvollere Risikoklassen. Wenn man sein Geld typischerweise in den Rentenmärkten auf absehbare Zeit sicher anlegen will, muss man sich mit Tagesgeldkonditionen zufrieden geben. Höhere Erträge lassen sich nur mit Fremdwährungen oder in Schwellenländern erzielen, welche jedoch wieder ganz andere Risiken mit sich bringen. Vor diesem Hintergrund werden es auch Absolute Return Produkte schwer haben, Überrenditen zu erzielen. Viele Produkte dieser Art werden sich mit Verlusten konfrontiert sehen. |
2. Schwellenländer haben die Wahl zwischen Pest und Cholera |
Hier bildet sich eine Blase, die keiner sehen will. Griechenland ist nichts gegen das, was der Welt in einigen Jahren droht: In den Schwellenländern baut sich ein gigantischer Kreditberg auf! Aufgeblasen durch viel zu niedrige Zinsen bei gleichzeitig inzwischen viel zu hohen Inflationsraten. In vielen Ländern ist der Leitzins deutlich niedriger als die Inflationsrate, was zu negativen Realzinsen führt. Kredite tilgen sich mittels Inflation praktisch selbst. Das hohe Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern lässt die Inflation in die Höhe schießen. Beispiel Indien: Das Land ist zum neuen Liebling der Investoren geworden. Die Wirtschaft boomt, wächst inzwischen sogar fast so schnell wie in China. Doch parallel dazu klettern auch die Preise immer schneller. Unglaubliche 9,1 % beträgt die Inflationsrate inzwischen. Die Leitzinsen liegen jedoch derweil nur bei 7,5 %. Eigentlich müssten die Notenbanken reagieren und die Zinsen erhöhen. Doch sie können es nicht, ohne damit auch Spekulanten anzuziehen. Daher müssen sie entweder ihre Wirtschaft sehenden Auges ins Verderben rennen lassen oder aber den freien Kapitalfluss einschränken und in Protektionismus zurückfallen. Beides wäre für das Wachstum der Weltwirtschaft und die Investoren der augenblickliche Untergang. Da in den USA, Japan und Europa die Leitzinsen gegen Null tendieren, suchen Investoren händeringend nach Alternativen und machen dabei die Schwellenländer aus. Die Notenbanken in den Schwellenländern stehen vor einem Dilemma: Um gegen die Inflation anzukämpfen, um beispielsweise ihre insbesondere arme Bevölkerung vor allzu stark steigenden Lebensmittelpreisen zu schützen, müssten sie die Zinsen deutlich erhöhen. Höhere Zinsen ziehen jedoch die weltweiten Investoren noch stärker an. Dadurch geraten die jeweiligen Landeswährungen unter massiven Aufwertungsdruck, was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft auf den Weltmärkten torpediert. Das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern würde sich nachhaltig abschwächen, was Exportnationen wie Deutschland schwer zusetzen würde. Auch Protektionismus und die Abschirmung der heimischen Kapitalmärkte in den Schwellenländern würden im Ergebnis das Weltwirtschaftswachstum erheblich schwächen. Egal wie man die Sache dreht, die Blase wird in absehbarer Zeit platzen. Dann wird Griechenland nicht mehr im Rampenlicht stehen. |
3. Weltweite Bevölkerungsentwicklung und die dafür zur Verfügung stehenden Ressourcen |
Je reicher Menschen werden, desto geringer wird der Anteil ihres Einkommens, den sie für Lebensmittel, Strom und Energie verwenden. Die meisten Familien in den Schwellenländern geben jedoch schon fast ihr gesamtes Einkommen nur für Grundnahrungsmittel aus. Die wohlsituierte deutsche Familie gibt weniger als 10 % für Nahrungsmittel aus. Die Preise für Milch, Käse und Eier stiegen zum Beispiel um mehr als 20 Prozent in den letzten 12 Monaten. Getreide und Saaten verteuerten sich um 52 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Agrarinstitut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) prognostiziert für die nächsten 10 Jahre eine Verdopplung der Preise. Laut der Welternährungsorganisation FAO sind 82 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände bereits jetzt schon maximal ausgeschöpft. Auch die Entwicklung der Rohstoff-, Strom- und Energiekosten zeichnet ein ähnliches Szenario. Eisenerz verteuerte sich beispielsweise um 50 % gegenüber dem Vorjahr, die Energiekosten stiegen um 30 %, letztendlich auch getrieben von der weltweiten Bevölkerungsentwicklung. Bis 2030 wird die Bevölkerung von jetzt 6,6 auf dann 9 Milliarden Menschen anwachsen. Das ist ein weiterer Zuwachs von 36 %! Die Schwellenländer, Wachstumsländer oder auch
Länder der Dritten Welt genannt, machen 80 % der weltweiten Bevölkerung
aus. Sie beanspruchen jedoch zurzeit nur einen Bruchteil der weltweiten
Ressourcen für sich. Der Ressourcenverbrauch der Schwellenländer wird
jedoch entsprechend ihres Wirtschaftswachstums und der damit immer
weiter steigenden Lebensqualität im selben Umfang zunehmen. Die Probleme
die hierbei langfristig entstehen und aus meiner Sicht kaum zu
verhindern sind, werden die uns bis jetzt bekannten Krisen in den
Schatten stellen. Bei einem jährlichen Wachstum von 6,5 % in den Schwellenländern würde sich der Rohstoffverbrauch, der Stromverbrauch bis zum Jahr 2022, in dem Jahr, in dem Deutschland den Atomausstieg abschließen will, verdoppeln. Beispiel Fleischkonsum: Der Fleischkonsum der Industrieländer ist pro Kopf etwa 13mal höher als in den Schwellenländern. Für die Herstellung von 1 kg Fleisch braucht man 9 kg Getreide und mehrere tausend Liter Wasser. Beispiel Wasserverbrauch: Die Industrieländer verbrauchen pro Kopf 11mal mehr Trinkwasser als die Schwellenländer. Beispiel Primärenergieverbrauch: Die Industrieländer verbrauchen pro Kopf etwa 15mal so viel wie die Schwellenländer. Beispiel Stromverbrauch: Die Industrieländer verbrauchen pro Kopf 20 mal mehr Strom als die Schwellenländer. Der Fleischkonsum, der Wasserverbrauch, der Primärenergieverbrauch und der Stromverbrauch der Industrie- und Schwellenländer wird sich im Laufe der Zeit anpassen wollen. Die Erhöhung des Wachstums und der Lebensqualität in den Emerging Markets hat zwangsläufig einen höheren Verbrauch zur Folge. Welche Sprengkraft hier zur Entfaltung kommt, lässt sich leicht ausrechnen. Vereinfacht ausgedrückt verbrauchen die Industrieländer, die nur 20 % der Weltbevölkerung stellen, viermal so viel von unseren weltweiten Ressourcen, als die Schwellenländer, die 80 % unserer Weltbevölkerung stellen. Wenn also beispielsweise 80 % der Weltbevölkerung ihren Bedarf an Primärenergie an das Niveau der Industrieländer anpassen, ihren Verbrauch also verfünfzehnfachen, stehen wir vor einem unlösbaren Problem. Das Wachstum der weltweiten Bevölkerung ist hierbei noch unberücksichtigt. Hier überlasse ich es der Fantasie eines jeden Einzelnen, welche Konsequenzen hieraus entstehen werden, welche Konsequenzen das beispielsweise für die Preisentwicklung und den Weltfrieden haben wird. An diesem Punkt stelle man sich mal eine Welt ohne Kernkraftwerke vor. Der Potsdamer Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber warnte vor einer Erderwärmung um bis zu sechs Grad, sollte sich bis 2020 nichts Entscheidendes beim Klimaschutz tun. "Wenn wir nüchtern analysieren, was nach dem Klimagipfel in Kopenhagen an nationalen Maßnahmen versprochen wurde, dann kommen wir bis 2100 auf drei bis vier Grad", sagte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. "Aber die Erwärmung würde danach nicht aufhören. Nach unseren Szenarien sind wir auf einem Kurs, der bis 2300 auf sechs Grad Erderwärmung oder mehr führen kann. Das wäre eine völlig andere Welt - beispielsweise würde der Meeresspiegel langfristig um viele Meter steigen." Machen wir so weiter wie bisher, schaffen wir fünf Grad Erderwärmung in 100 Jahren. Damit würde das Abschmelzen der Eismassen um ein Vielfaches beschleunigt. Dann hat nicht nur Holland ein Problem. So betrachtet erscheinen mir die Probleme, die wir aktuell mit Griechenland oder mit unseren Atomkraftwerken haben, geradezu niedlich. Vielleicht lässt sich hiermit begründen, vielleicht liegt hier der Ursprung, die Motivation unserer Politiker, weshalb sie auf Kosten der Steuerzahler, auf Kosten der breiten Masse eine Minderheit unterstützen, die aber 90 % des weltweiten Vermögens auf sich vereinen und damit den Takt und Ton vorgeben, um so möglichst unbemerkt ihr eigenes Schäfchen ins Trockene zu bringen und um so für schlechte Zeiten vorzusorgen. Allein die Lobbykosten der Finanzindustrie in den USA werden auf circa 5 Milliarden US-Dollar jährlich geschätzt. Wahrheiten, die besser unausgesprochen bleiben, wenn man das Pferd noch möglichst lange reiten und weitere Gewinne für sich einstreichen und sich auf Kosten der Allgemeinheit noch möglichst lange unbemerkt bereichern will. |
4. Problematik der Staatsverschuldung in der Europäischen Union |
Den EU-Prognosen zufolge steigen 2012 die Schulden in Griechenland auf 166 % im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt. Selbst bei umfangreichen Privatisierungen würden die Schulden nicht unter 150 % absinken. Will Griechenland seine Schulden so weit abbauen, dass private Investoren wieder Vertrauen entwickeln, müsste es über viele Jahre viel mehr Steuern einnehmen. Ohne Geschäftsplan und neue Absatzmärkte wird auch ein sogenannter Marshallplan ins Leere laufen. Die Welt ist grundsätzlich gesättigt und befindet sich im Verdrängungswettbewerb. Deshalb ist beispielsweise eine zusätzliche griechische Automarke nur überflüssig. Auch die jetzt plötzliche Beteiligung der privaten Banken entpuppt sich bei genauerem hinsehen als trojanisches Pferd: Um 100 Euro an Anleihenschulden zu tilgen, muss Griechenland nach dem Pariser Modell 120 Euro an neuen Schulden aufnehmen! Ohne Insolvenz wird den Griechen der Neuanfang verwehrt. Ein Rezept für zukünftigen Bürgerkrieg! Es liegt also auf der Hand, dass eine Rückzahlung der Gelder aus dem EU-Rettungsschirm illusorisch ist. Weshalb hier unsere Politiker wieder ihre Augen vor den eigentlich nackten Tatsachen verschließen, liegt für mich auf der Hand. Auch der Politiker weiß: Beiß nicht die Hand die dich füttert. Die Lobbykosten der Finanzindustrie sind gut angelegt. Die Politik räumt der Finanzindustrie die nötige Zeit ein, damit die ihre investierten Gelder zurück in Sicherheit bringen kann. Erst dann wird man offiziell feststellen, dass Griechenland insolvent ist. Die Folgen daraus sind dann aber bereits sozialisiert und vom Steuerzahler zu tragen. Zu dumm nur, dass die Wenigsten in der Lage sind, dieses abgekartete Spiel zu durchschauen und daher eigentlich kaum jemand auf die Barrikaden geht. Dabei sollten doch eigentlich allein schon die Argumente, die gegen eine sofortige offizielle Insolvenz der Griechen ins Feld geführt werden, stutzig machen. Alle bisherigen Argumente sind ohne Substanz, bieten keine Nachvollziehbarkeit und fallen alle ausschließlich unter die Rubrik „Totschlag-Argumente“. Worte wie „Kernschmelze“ oder „Untergang des weltweiten Finanzsystems“ werden ins Spiel gebracht. Begründungen und Fakten dazu - konsequent Fehlanzeige! Die breite Masse lässt sich damit offensichtlich abspeisen. Mir reicht so etwas jedoch nicht! Sicher wird es bei einer Insolvenz Griechenlands zu Verwerfungen auf den Finanzmärkten kommen. Es würde insbesondere die treffen, die zu gierig waren. Die, die um höhere Renditen zu erzielen, in potentiell risikoreichere Investments investiert haben und nun folgerichtig ihre Quittung dafür bekommen sollten. Im Ergebnis jedoch würde das Leben für alle Beteiligten weitergehen, wenn auch nicht mehr ganz so komfortabel. Da hat die Menschheit in der Vergangenheit doch schon ganz andere Krisen erfolgreich überstanden. Fakt ist, je länger wir Geld in ein Fass ohne Boden werfen, umso schmerzhafter wird es für alle Beteiligten werden, wenn der Tag der Abrechnung kommt. Der Tag der Abrechnung dürfte für Griechenland nun im September kommen. Im September werden uns dann die Daten aus Griechenland erneut enttäuschen. Die Privatisierung wird weniger als erhofft vorangekommen sein, genauso wenig wie die effektivere Beitreibung der Steuern. Die Rezession wird noch tiefer sein und das Steueraufkommen geringer. Die EU und IWF müssen zur Deckung dieser Lücke noch härtere Ausgabendisziplin verlangen oder die Auszahlung der nächsten Tranche verweigern. Aber jeder, der glaubt, die griechischen Abgeordneten werden dies mitmachen, ist ein Fantast: Sie haben bis September eine noch höhere Arbeitslosigkeit und noch gewalttätigere Proteste auf den Straßen. Die Regierung wird ihre hauchdünne Mehrheit noch weniger zusammenhalten können. Machen die EU und IWF ihre Drohungen wahr, kann Griechenland seine Rechnungen nicht mehr bezahlen und rutscht in eine ungeordnete Insolvenz. Dies schlägt auf die französischen und deutschen Banken durch und wird die Finanzmärkte weltweit in Furcht versetzten, weil das Ausmaß des Schadens nicht erkennbar ist. Das wird dann zwar noch nicht die Apokalypse sein, auf jeden Fall aber wird es einen ernsthaften Schock geben. Die Schulden steigen weiter. Auch der neue Finanzplan des Bundes sieht vor, dass im Jahr 2012 allein der Bund gut 27 Mrd. Euro neue Schulden aufnehmen muss. Trotz aktuell brummender Konjunktur und den daraus sprudelnden Steuereinnahmen reichen die Einnahmen nicht aus um die laufenden Ausgaben abzudecken. Die meisten Länder und Gemeinden in Deutschland können den Ausgleich in den nächsten Jahren ebenfalls nur mit neuen Schulden ermöglichen. Steuersenkungen müssten dementsprechend durch Kreditneuaufnahme finanziert werden. Die Risiken, die in den nächsten Jahren zusätzlich insbesondere auf den Bundeshaushalt zukommen, sind heute noch nicht quantifizierbar. Die Griechenland-Rettung wird viel Geld kosten, und die demographischen Probleme schlagen sich erst langsam in den Haushalten nieder, die richtigen Probleme kommen erst noch. Portugal wurde soeben von der Ratingagentur Moody‘s um ganze vier Bonitätsstufen, auf Ramschniveau herabgestuft. Irgendwann wird auch der letzte Politiker begreifen, dass Bäume nicht in den Himmel wachsen können. |
5. Amerika steht auf der Kippe |
Der Vorteil: Nach Berechnungen des Statistischen Büros der USA werden um das Jahr 2040 mehr als 400 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten leben, 2006 wurde die 300 Millionengrenze geknackt. Eine Ursache dieser Bevölkerungszunahme ist die internationale Migration: Etwa 40 Prozent des Wachstums ist auf Einwanderung in die USA zurückzuführen. Der größere Teil des Bevölkerungswachstums aber entsteht durch den Überschuss der Geburten gegenüber den Sterbefällen. Damit ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Immobilienkrise in den USA in Luft aufgelöst haben wird. Beschleunigt wird der Prozess durch die häufig miserablen Bauqualitäten im Wohnungsbausektor. Die Nachteile und augenblicklichen Probleme in den USA sind jedoch auch nicht von schlechten Eltern. Stolperstein ist unter anderem die Staatsverschuldung, die derzeit schöngerechnet wird. Dennoch wurde die gesetzlich geregelte Schuldenobergrenze von 14,3 Billionen Dollar vor wenigen Wochen durchbrochen. Viele US-Bundesstaaten können ihre gigantischen Haushaltslöcher nicht mehr stopfen. Sie sind schlichtweg überschuldet. Das wahre Problem Amerikas liegt im Konsumdenken. Es wird unberührt auf Pump konsumiert. Es ist der amerikanische Konsum, der die amerikanische Wirtschaft zum wiederholten Male aus der Krise führen soll. Völlig außer Acht gelassen wird dabei, dass Bäume nicht in den Himmel wachsen können und in gesättigten Märkten schon gleich gar nicht. Der amerikanische Verbraucher wird auf absehbare Zeit damit beschäftigt sein, seine Wunden zu lecken, die er sich in der Vergangenheit beim übermäßigen Konsum auf Pump zugezogen hat. Die tatsächliche Arbeitslosenquote - wenn man die Zahl der Unterbeschäftigten mit einrechnet - kratzt die 20-Prozent-Marke. Rekordverdächtig! Fast die Hälfte der Arbeitslosen ist schon länger als ein halbes Jahr arbeitslos. Auch das ist ein Rekord. Mehr als 7 Millionen Jobs wurden in der Rezession vernichtet. Und obwohl viele US-Konzerne in den vergangenen Quartalen wieder Rekordgewinne erwirtschafteten, haben sie kaum neue Stellen geschaffen. Sie haben gelernt, mit weniger Personal auszukommen und schätzen die neue Effizienz. US-Präsident Barack Obama stellt das vor ein großes Problem: Niemand kann sagen, wo die vielen Jobs geschaffen werden sollen, die verloren gingen. Die Preise steigen und das Wachstum schwächt sich ab. Nach den aktuellen Konjunkturdaten wächst in den USA die Sorge vor Stagflation. Die Inflation ist um 3,6 % gestiegen. Stagflation gilt als besonders gefährliches Phänomen für eine Volkswirtschaft, weil sie so schwer zu bekämpfen ist. Denn steigende Preise müsste eine Notenbank mit höheren Zinsen bekämpfen, wodurch aber das Wachstum geschädigt wird. Stagnation tritt man normalerweise mit aggressiver Geld- oder Fiskalpolitik entgegen. Will man allerdings Inflation bekämpfen, macht man genau das Gegenteil, man fährt die Ausgaben drastisch zurück. Tritt beides gleichzeitig ein, dann befinden sich die Entscheider in einer echten Zwickmühle, weil sich nicht beides auf einmal lösen lässt. Die Krise an den US-Wohnimmobilienmärkten ist zurück. Ausgerechnet der Teil der US-Volkswirtschaft, dessen Kollaps 2008 die schlimmste Rezession seit den 30er Jahren auslöste, sendet wieder Notsignale. Denn die durch Steuergeschenke erkaufte Zwischenerholung ist verpufft. Der Case/Shiller-Hauspreisindex fiel zuletzt auf den tiefsten Stand seit Mitte 2002. Die Preise sind nun schon stärker eingebrochen als in der Wirtschaftskrise der 30er Jahre und der Rückgang ist noch nicht gestoppt. Inzwischen sind mehr als 11 Millionen Häuser weniger wert als ihre Hypothek ausweist. Die Amerikaner bräuchten ein neues Konjunkturprogramm, doch das Geld und die Einstellung für solch ein Konjunkturprogramm fehlt noch. Das private Insolvenzrecht müsste geändert werden. Es sollte Menschen einfacher gemacht werden, eine Insolvenz wegen Hypothekenschulden zu erklären. Im Kern würde dies bedeuten, dass die Bank einen Teil des Hauswertes abschreiben muss, aber der bisherige Eigentümer es erst behalten und später günstig zurückerwerben kann. Das würde die Lage von Millionen Amerikanern vereinfachen. Darüber hinaus müssten die unteren Einkommen entlastet werden, allerdings zu Lasten derer, die mit ihren Millionen sich die Gunst der Politiker erkauft haben. Auch ein amerikanischer Politiker weiß: Man soll nie die Hand beißen, die einen füttert. |
6. Entwicklung der Rohstoffpreise |
Anhand der oben beschriebenen Verhältnisse zwischen Industrie- und Schwellenländern (auch Wachstumsländer genannt) beim Verbrauch unserer weltweiten Ressourcen, lässt die Analyse eigentlich nur den Schluss auf steigende Rohstoffpreise zu. Grundsätzlich richtig: Langfristig werden Rohstoffpreise nur eine Richtung, die nach oben kennen. Zwischendurch ist jedoch mit erheblichen Preisschwankungen zu rechnen. Die jüngste Vergangenheit hat uns die Bandbreite möglicher Preisschwankungen im Rohstoffbereich aufgezeigt. Bis zu 75 % können die Preise in den Keller gehen, bevor es dann wieder in die andere Richtung geht. Die Entwicklung der Rohstoffpreise ist stark an das weltweite Wirtschaftswachstum gekoppelt. Seit Ausbruch der Finanzkrise haben die Schwellenländer das Wirtschaftswachstum mit ihrer Nachfrage im Wesentlichen alleine gestemmt. Anhand der oben gemachten Ausführungen zur Kreditblase und einer damit einhergehenden wirtschaftlichen Überhitzung in den Schwellenländern ist mit einer baldigen Abkühlung und Verschnaufpause zu rechnen. Im Ergebnis bedeutet das für Rohstoffe, dass die kurzfristigen Anlagerisiken größer als deren Chancen sind. In der jetzigen Phase sind also Investments in Rohstoffe höchst spekulativ. Besser ist, wenn man die Gewitterfront, die sich unmittelbar vor den Schwellenländern aufbaut, erst einmal durchziehen lässt und erst dann die Rohstoffinvestments intensivieren. |
7. Immobilienboom in Deutschland? |
Ich verspüre eine deutlich erhöhte Nachfrage nach deutschen Wohnimmobilien, was sich auch in Form gestiegener Preise wiederspiegelt. Trotzdem plädiere ich hier für Zurückhaltung und Augenmaß. Die Nachfrage nach Wohnimmobilien wird durch zwei Aspekte befeuert. Einerseits ist es das viel umschriebene Inflationsgespenst, welches zumindest in den Industrieländern keine derartige Daseinsberechtigung hat. Die Deutsche Bundesbank weist bei ihren jüngsten gesamtwirtschaftlichen Vorausschätzungen (Monatsbericht Juni 2011) für 2011 und 2012 jeweils eine Inflation von 2,5 und 1,8 Prozent aus. Tendenz also wieder fallend. Auch anhand der Mietentwicklung der letzten 20 Jahre ist zu erkennen, dass Wohnimmobilien in Deutschland nicht einmal die Inflation ausgleichen konnten. Andererseits ist es das für deutsche Verhältnisse zu niedrige Zinsniveau, welches - wie in den Südländern in den ersten 10 Jahren des neuen Jahrtausends - die Immobilienpreise befeuerte. Nach dem jüngsten Platzen der Immobilienblase in den Südländern ist jedoch auch dort wieder Ernüchterung eingekehrt. Die augenblickliche konjunkturelle Verfassung, das niedrige Zinsniveau hier in Deutschland, die fehlenden Anlagealternativen, die Aktien- und Rentenmärkte bieten keine wirklichen Alternativen, dürfte die Entwicklung der Immobilienpreise hier in Deutschland jedoch noch eine gewisse Zeit positiv beeinflussen. Die große Herausforderung der Wohnungswirtschaft bleibt, dass ihr Klientel tendenziell wirtschaftlich schwächer wird. Hauptursache hierfür ist die ausufernde Staatsverschuldung, welcher nur mit erhöhten Abgaben begegnet werden kann. Aufgrund der demographischen Entwicklung sind weiter ansteigende Sozialabgaben die logische Konsequenz. Gleichzeitig steigen die Betriebs- und sonstigen Nebenkosten unaufhaltsam. Bei der desolaten öffentlichen Finanzlage kann das Thema der Zwangshypotheken grundsätzlich wieder auf den Tisch kommen. Bereits 1923 und 1948 gab es staatliche Zwangshypotheken für Besitzer mit Immobilieneigentum. Im Grundgesetz ist verankert: Eigentum verpflichtet! Schrumpfende Märkte produzieren Leerstand. Bei 1,3 Kindern pro Frau dezimiert sich unsere deutsche Bevölkerung pro Generation um 30 %. Das sind auch 30 % weniger potentielle Mieter! Darüber hinaus verlangt die demographische Entwicklung nach kostenintensiver Barrierefreiheit. Die neue Energiepolitik fordert eine warmmietenneutrale energetische Sanierung, welche jedoch bei vielen Altobjekten nicht ausreichend wirtschaftlich realisiert werden kann. Wohnungsneubau bleibt aufgrund der zu hohen Baukosten weiterhin renditeschwach. Schaut man sich die Preise an, die in bestimmten Regionen aufgerufen und teils auch bezahlt werden, erinnert mich das an die Immobilienblase der 90er Jahre, welche durch steuerliche Fehlanreize geschaffen wurde und dann letztendlich viele Immobilienbesitzer ruiniert hat. In der absoluten Spitze werden Bruttoeinkaufsfaktoren zum 40fachen der Jahresmiete aufgerufen. Hier müssten die Mieten um mehr als das Doppelte steigen, wenn hier auch nur eine Mindestrentabilität gewährleistet sein soll. Bei einer Bevölkerungsstruktur, die alles andere als wächst, ist das auch in absoluten Top- Lagen nur schwer darstellbar. Und schließlich müssen Zins, Tilgung und nicht umlagefähige Nebenkosten, die grundsätzlich 25 % der Nettokaltmieten ausmachen, auch noch verdient werden. Dagegen spricht ohnehin die tendenziell schwächer werdende wirtschaftliche Potenz der Mietergemeinschaft (siehe oben). Die Einkommen der Renter sind beispielsweise, trotz Steigerungen, real um sieben Prozent in den letzten 10 Jahren gesunken. Immobilieninvestments rechnen sich langfristig grundsätzlich nur in Gebieten mit anhaltendem Bevölkerungswachstum. Ein Wachstum, welches derzeit weder Deutschland noch Europa aufweisen kann. Wenn es denn deutsche Immobilien sein sollen, dann bitte in zentralster Lage (bei Bevölkerungsschwund bleiben zentrale Lagen verschont) und zu Preisen, die nicht über das 15fache der Jahresmiete hinausgehen. Dies ist jedoch in der Regel die Quadratur des Kreises. |
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