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MARKTANALYSE 2012 - Blick in die Zukunft |
Die Menschen glauben fest an das, was sie sich wünschen. Gaius Julius Cäsar |
Welchen Ausgang nimmt die Finanzkrise? |
Geldkreislauf: Was der eine verdient, muss der andere erst einmal ausgeben. Der innereuropäische Handel beträgt etwa 60 %. Dementsprechend werden 40 % der Waren außerhalb Europas abgesetzt. In den vereinigten Staaten von Amerika werden etwa 70 % der produzierten Waren und Dienstleistungen im eigenen Land konsumiert. Etwa 10 % der amerikanischen Waren gehen nach Europa. Etwa 65 % der japanischen Produktion werden in Nordamerika und Europa verkauft. Im Ergebnis sind die hier hoch verschuldeten Staaten in hohem Maße voneinander abhängig. Selbst der international bestens aufgestellte Autokonzern VW erzielt immer noch 43,5 % seines Umsatzes in Europa. Der Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt von beispielsweise den USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien liegt immer noch bei 48 %! Nun zeichnet sich ab, dass die USA, Japan und Europa den Anker werfen und mit dem Sparen beginnen, also ihre Ausgaben drücken und den überfälligen Schuldenabbau in Angriff nehmen. Schuldner können und Gläubiger wollen kein Geld ausgeben. Wir befinden uns in einer Liquiditätsfalle. Die weltweite Konjunktur bleibt schwach, obwohl die Zinsen nahe Null sind. Die übermäßigen internationalen privaten Ersparnisse fließen nicht im erforderlichen Maß in die Wirtschaft. Was grundsätzlich sinnvoll und klug ist, ist in dieser Konstellation jedoch verhängnisvoll: Der Geldkreislauf gerät ins Stocken, denn was die einen verdienen wollen, müssen die anderen erst einmal ausgeben wollen. Wenn nun alle Produzenten und Konsumenten gleichzeitig ihre Ausgaben reduzieren, bedeutet das zwangsläufig hohe Arbeitslosigkeit, Steuerausfälle, Wachstumsrückgang, Rezession und damit verbundene Einschnitte und Einbußen in der Lebensqualität für alle. Die Konsumenten der neuen Absatzmärkte, Asien und Lateinamerika und Afrika werden die Lücke auf absehbare Zeit nicht schließen können, zumal sie selbst große Teile ihrer Produktion in die Schuldenstaaten exportieren wollen, wo gerade die Konsumenten wegbrechen. Wenn sich die Wirtschaft in der Krise befindet und die Zinsen bei nahe Null sind, können Ausgabenkürzungen nicht kompensiert werden. Das heißt, sie stürzen die Wirtschaft weiter in die Krise, was wiederum zu einem Steuerausfall führt und einen Teil des Sparerfolges gleich wieder zunichte macht. Die Schulden der einen sind die Einkommen der anderen. Insofern kann man den Wunsch nach erneutem schuldenfinanzierten Wirtschaftswachstum und Wohlstand grundsätzlich nachvollziehen, wenn folgende Systemfehler nicht wären: Die bisher zur Krisenbekämpfung verwandten Gelder landen nicht wie vorgesehen bei der Realwirtschaft, sondern hauptsächlich an den Börsen. Noch schwerwiegender ist der mangelnde Wille zur nachhaltigen Schuldentilgung. Auch der aktuelle Musterschüler Deutschland schaffte es in der Vergangenheit nie, seinen Schuldenstand zu reduzieren - auch nicht in den Zeiten, in denen die deutsche Wirtschaft brummte und die daraus resultierenden Steuereinnahmen sprudelten. Anstelle der Schuldentilgung standen Wahlgeschenke auf der Agenda aller politischen Parteien. Dem mahnenden Hinweis zur Schuldentilgung begegnet die Politik immer mit demselben Satz: Man wolle dem zarten Pflänzchen der Konjunkturerholung nicht das Wasser abgraben. An diesem demokratischen, dem Wähler zugewandten Verhalten wird sich auch zukünftig nichts ändern. Denn die Menschen wählen grundsätzlich nur das, was sie sich wünschen. Der erfahrene Politiker weiß das für sich zu nutzen und richtet dementsprechend sein Wahlprogramm aus. Sie zweifeln oder hoffen, dass sich das irgendwann schon ändern wird? Dann schauen Sie sich nur die jüngsten Wahlprogramme und die daraus hervorgegangenen Wahlsieger an. Sie müssen gar nicht erst nach Griechenland oder Frankreich schauen. Die letzten Landtagswahlen hier in Deutschland zeigen es auch. Blick in die Zukunft – Welchen Ausgang wird die nun schon seit vier Jahren schwelende Finanzkrise nehmen? Die hoch verschuldeten Staaten haben die letzten 30-40 Jahre über ihre Verhältnisse gelebt. Geht man den seriösen Weg, wird die Zeit der Anpassung auf ein vernünftiges Schuldenmaß viele Jahre in Anspruch nehmen. Eine Zeit, in der wir im besten Fall nur mit Stagnation konfrontiert sein werden. Erschwerend kommt hinzu, dass in den überschuldeten Staaten die Demographiefalle zuschnappt und die eigenen Märkte im Wesentlichen schon gesättigt sind. Die Verbraucher geben schon jetzt nicht mehr Geld in Drogerien und Supermärkten aus als in den Vorjahren. Der Markt stagniert. Wachstum ist nur noch durch Marktanteilsgewinne möglich. In der Vergangenheit belief sich das gesamtwirtschaftliche Produktivitätswachstum je Erwerbstätigen auf etwa 1,5 % pro Jahr. Schreibt man - wie die Bundesbank - diesen Trend fort, würde sich der Wachstumsspielraum für das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im Vergleich zur Vergangenheit deutlich reduzieren. Alterung frisst Produktivität. Die Wachstumsmärkte Asien, Lateinamerika und Afrika werden auch durch ihre stark steigende Konsumnachfrage das Problem der hoch verschuldeten Staaten nicht lösen können. Die Wachstumsmärkte verfolgen vor allem ein Ziel: Die durch ihren Konsum entstehenden Arbeitsplätze und die Wertschöpfung daraus, soll in ihren eigenen Märkten entstehen. So findet beispielsweise bei den deutschen international tätigen DAX-Konzernen die Wertschöpfung in Deutschland selbst nur noch zu durchschnittlich 25 % statt. Tendenz weiter fallend. Nur tief greifende Reformen könnten diesen Prozess umkehren. Das Problem dabei ist, die hierfür notwendigen Reformen sind in unserer heutigen Demokratieform politisch nicht wirklich durchsetzbar, denn äußerst schmerzhafte Anpassungsprozesse wären die Begleiterscheinung. Und Sie wissen: Menschen glauben (wählen) nur das, was sie sich wünschen. Geht man also den seriösen Weg, sind japanische Verhältnisse vorprogrammiert: Stagnation und Deflation! Der Anpassungsprozess in Japan läuft nun schon - trotz höchster Staatsverschuldung - fast 25 Jahre lang ohne nennenswerte Erfolge. Macht man weiter wie bisher und bekämpft das eigentliche Überschuldungsproblem mit weiteren neuen Schulden, kauft man sich andere Probleme ein. Grundsätzlich ist es falsch, wenn alle Marktteilnehmer gleichzeitig sparen. Damit graben sich die Volkswirtschaften gegenseitig das Wasser ab. Die Wettbewerbsvorteile des einen sind die Wettbewerbsnachteile des anderen. Während einige europäische Staaten stark von der gemeinsamen Währung profitieren, leiden vor allem die südlichen Staaten unter den für sie zu hohen Wechselkursen. Es müsste also eine Regel für ein gemeinschaftliches Teilen dieser Gewinne geben, damit die Ungleichgewichte ausgeglichen werden. So schlägt Brüssel beispielsweise vor, die Löhne in Deutschland massiv zu erhöhen, um die Binnennachfrage in Deutschland anzukurbeln. Dann würde Deutschland aus den anderen Euro-Staaten mehr importieren und somit deren Wachstum ankurbeln. Die Kehrseite der Medaille wäre die sinkende Produktivität der deutschen Unternehmen, die augenblicklich nur deshalb international so gut dastehen, weil Deutschland bitter notwendige Strukturreformen (die Agenda 2010) durchsetzte und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen in den letzten Jahren mühevoll wiederherstellen konnte. Eine überzogene Lohnentwicklung würde diesem Prozess mit steigender Arbeitslosigkeit und abnehmendem Wachstum schnell ein Ende setzen. Die jüngsten Lohnabschlüsse in Deutschland lagen etwa bei 4 % - ein Indikator für Deutschland, nicht jedoch für Europa. Und ganz nebenbei bemerkt, was bringt es, wenn man Ressourcen in Deutschland abzieht um weniger produktive Länder wie Griechenland anzukurbeln? Das europäische Wachstum bleibt im besten Falle gleich. Dabei geht es der deutschen Wirtschaft keineswegs so gut, wie es scheint. Auswertungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young zufolge sind Deutschlands Topkonzerne noch lange nicht wieder dort angekommen, wo sie vor der Finanzkrise standen. Im Jahr 2007 machten die DAX- Konzerne fast 20 Mrd. Euro mehr Gewinn vor Steuern und das bei fast gleichem Umsatz. Die Rendite hat sich bei weitem nicht erholt. Der Trend ist eindeutig. Die massive Expansion ins Ausland verschafft der Wirtschaft nur eine Verschnaufspause. Langfristig sind die Gewinne unter Druck, auch in Wachstumsregionen wie Südamerika oder Asien. Mit 42 % ist der Belegschaftsanteil in Deutschland auf ein Tief geschrumpft und nähert sich Schritt für Schritt dem Inlandsumsatz von nur noch 26 %. Durch die zunehmende Globalisierung des Geschäfts sollten eigentlich auch die Löhne und Gehälter globalisiert werden. Während der ersten 10 Jahre nach der Einführung des Euro stiegen die Lohnstückkosten in Südeuropa um 35 %. In Deutschland stiegen sie dagegen nur um 9 %. Hat man - so wie beispielsweise Island - noch seine eigene Währung, ist dieses Problem auf andere Weise lösbar. Island wertete seine Krone ab und von einem auf den anderen Tag waren die Löhne gegenüber dem Euro um 25 % gesunken. Ein nicht zu unterschätzender Wettbewerbsvorteil, wenn man noch seine eigene Währung hat! Ein Joker, den Griechenland, Spanien, Italien, Frankreich etc. augenblicklich nicht mehr ziehen können. Die deutsche Wirtschaftspolitik bewegt sich in einem Teufelskreis. Entweder erdrosselt sich Deutschland früher oder später durch immer umfangreichere Bürgschaften und damit einhergehender steigender Staatsschulden oder aber die Konkurrenzfähigkeit des Standortes Deutschland wird durch eine konsum- und transfergetriebene Politik torpediert, was eine erhöhte Arbeitslosigkeit, Steuerausfälle und einen Verlust von Lebensqualität nach sich ziehen würde. Schaut man in die Geschichtsbücher, sucht man vergeblich nach Beispielen, bei denen derartig hohe Staatsschulden auch wieder erfolgreich abgebaut wurden. Die wenigen positiven Beispiele, wie die Staatsverschuldung von 120 % in den vereinigten Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg oder Kanada und Schweden in den neunziger Jahren, hatten völlig andere Voraussetzungen. Sie trafen auf keine weltweite Finanzkrise, in der die entscheidenden Volkswirtschaften gleichzeitig Sparprogramme auflegten. Sie trafen auf kein Demographieproblem und sie trafen auf weit weniger gesättigte Märkte. So hat beispielsweise Amerika seine Staatsschulden nach dem Zweiten Weltkrieg tatsächlich nie reduziert. Die vereinigten Staaten konnten ihr Bruttoinlandsprodukt im Verhältnis zu ihren Schulden derart steigern, dass ihre Staatsschuldenquote sich im Ergebnis zum Bruttoinlandsprodukt halbierte. Staatsschulden sind also beherrschbar, wenn das Wirtschaftswachstum nach Abzug der Inflation größer als das Schuldenwachstum ist. Von diesem Szenario können wir uns jedoch verabschieden, wenn wir uns den demographischen Wandel und die gesättigten Märkte vor Augen führen. Es bieten sich jedoch noch zwei weitere Möglichkeiten, um die Staatsschulden in Griff zu bekommen. Die Inflation müsste schneller wachsen als der Schuldenberg. Wie wir jedoch in Japan praxisnah erleben können, ist der Haupttreiber für Inflation nicht die angeworfene Gelddruckmaschine. Durch eine Erhöhung der Geldmenge steigen nur die Preise begrenzt vorhandenen Güter, wie etwa die Rohstoffpreise. Steigende Rohstoffpreise sind jedoch insbesondere Gift für die Wirtschaft und insbesondere Gift für die Konjunktur in den Schwellenländern, die mit ihrem Konsum die alten Industrieländer aus dem Schuldensumpf herausziehen sollen. Nachhaltige Inflation kann im Wesentlichen nur durch überproportionale Lohnsteigerungen erzeugt werden. Lohnsteigerungen in dieser Höhe lassen sich jedoch nur durchsetzen, wenn Arbeitskräfte einen Mangel darstellen. In einigen europäischen Südländern kämpft man aber beispielsweise gerade mit der 50-Prozent-Marke bei der Jugendarbeitslosigkeit (Deutschland 7,9 %), Tendenz weiter steigend. In den USA sind 24 Millionen Menschen oder 15 % der Erwerbsfähigen von der Arbeitslosigkeit betroffen, immer noch doppelt so viele wie vor der Krise. Da wo es keinen Boom gibt, gibt es auch keine nachhaltige Inflation. Eine durch die Notenbanken künstlich erzeugte Inflation steht auf tönernen Füßen. Die Schuldenstaaten müssen sich regelmäßig neu refinanzieren. Jeder zusätzlich geschaffene Zuwachs an Inflation bei den Staatsschulden wird deren Gläubiger auf den Plan rufen. Die Gläubiger werden ihre Zinsforderungen um die herbeigeführte Inflation erhöhen. Damit haben die Notenbanken bei der Steuerung der Inflation nur einen sehr begrenzten Spielraum. Die jüngste zweijährige Bundesschatzanweisung wurde mit einem Zinskupon von 0,00 % auf den Markt gebracht und fand ausreichend Abnehmer. Ein bisher einmaliger Vorgang. Nun muss man sich jedoch fragen, weshalb die Gläubiger deutscher Staatsanleihen zurzeit eine Verzinsung respektieren, die unterhalb der aktuellen Inflationsrate liegt. Die Antwort ist relativ leicht. Die Investoren haben neben ihrem Profit auch das Risiko im Auge. Vereinfacht ausgedrückt schätzen die Investoren das Ausfallrisiko einer Unternehmensanleihe von beispielsweise der Deutschen Bank als zu hoch ein. Oder die Investoren spekulieren auf Währungsgewinne, wenn der Euro auseinanderbricht und stattdessen die deutschen Staatsanleihen in DM oder in Nord-Euro zurückgezahlt werden. Die andere und wesentlich geläufigere Variante Staatsschulden in den Griff zu bekommen, ist die Insolvenz. Ich habe mit Interesse das soeben erschienene Buch von Paul Krugman, einem der bedeutendsten Wirtschaftswissenschaftler und Wirtschaftsnobelpreisträger, gelesen. Grundsätzlich kann ich seine massive Kritik an den weltweiten Sparmaßnahmen aus den oben bereits genannten Gründen nachvollziehen. Beim Studium dieses Buches habe ich mir neue Erkenntnisse erhofft, wie das weltweite Schuldenproblem nachhaltig gelöst werden kann. Fehlanzeige! Neben den bereits gerade beschriebenen Lösungswegen zur Schuldenlösung liefert auch Paul Krugman keinen neuen Lösungsansatz. Liest man jedoch zwischen den Zeilen, ist sein praktischer Lösungsweg letztendlich die Staatsinsolvenz auf Kosten der „zu reichen“ Gläubiger! Ginge es nach Krugman, müssten die hoch verschuldeten Staaten, wie beispielsweise die USA, Japan, Großbritannien oder Deutschland, die Gunst der Stunde nutzen und sich massiv neu verschulden, um neue Konjunkturprogramme aufzulegen. Die hier aufgeführten Staaten können sich zu bisher nie da gewesenen Konditionen neu verschulden. Die Käufer ihrer ausgegebenen Staatsanleihen begnügen sich daher teilweise mit einer Verzinsung, die unterhalb der Inflationsrate liegt. Die Schulden würden sich augenblicklich praktisch über die Inflation selbst tilgen. Betrachtet man die Sache partiell, kann man Krugman nur zustimmen. Im Ganzen betrachtet weiß man jedoch, dass die Gläubiger der Staatsanleihen sich nicht unentwegt ins eigene Knie schießen werden. Irgendwann kommen der Käuferstreik und die damit einhergehende Forderung nach Risiko- und Zinsaufschlägen. Zu diesem Zeitpunkt wird die Staatsschuldenblase platzen, denn der Schuldendienst wäre nicht mehr finanzierbar und zu stemmen. Dann kommt man an den Punkt der Staatsinsolvenz, den auch Krugman - wenn auch nur zwischen den Zeilen - als praktikabelsten (für mich einzigen) Lösungsweg sieht. In der heutigen Ausgabe des Handelsblattes wird prognostiziert, dass sich die Geschäfte mit Luxusartikeln weltweit bis zum Jahr 2020 verdoppeln werden. Die Nettoauslandsverschuldung der USA, also die Differenz zwischen Auslandsvermögen und Auslandsverschuldung, liegt bei nur 2,5 Billionen Dollar. Das klingt viel, ist aber ein Klacks im Verhältnis zu einer Volkswirtschaft, die pro Jahr Güter und Dienstleistungen im Wert von 15 Billionen Dollar erwirtschaftet. Das hoch verschuldete Japan ist der zweitgrößte Gläubiger nach China in den USA. Das Vermögen der Deutschen ist fast fünfmal so hoch wie die deutsche Staatsverschuldung. Also wo ist das Problem? Geld und Vermögen ist doch offensichtlich im Überfluss vorhanden. Es ist nur ungleich verteilt. Krugman umschreibt das in etwa so: Bei einer Staatsinsolvenz, also einem Schuldenschnitt, verlieren die Gläubiger einen großen Teil ihres Geldes, den sie in Staatsanleihen investiert haben. Jedoch wird es diesen Gläubigern deshalb nicht schlechter gehen, denn sie haben diesen Teil ihres Geldes an Staaten verliehen, weil sie ihn nicht zur Bestreitung ihres Lebensunterhaltes brauchten. Der Kühlschrank der Staatsanleihegläubiger ist also nach einem Schuldenschnitt immer noch genauso voll. Allerdings hat Krugman dabei nicht die deutschen Kleinsparer auf dem Radar, die ihr Geld in deutsche Lebens- und Rentenversicherungen investiert haben, die wiederum einen Großteil in Staatsanleihen investierten. Grundsätzlich kann ich den Gedankengängen von Krugman folgen. Das Geld ist ungleichmäßig verteilt, also muss es neu verteilt werden. Eben deshalb sind solche praktischen Szenarien, dass privater Goldbesitz wieder unter Strafe gestellt wird oder die Einführung von Zwangshypotheken und Zwangsanleihen, naheliegend. In der Geschichte sind solche Szenarien bisher nicht nur hypothetisch gewesen. Welchen Ausweg werden wir aus dieser Misere finden? Es ist letztendlich immer dasselbe: Menschen und Regierungen werden erst dann die richtigen Entscheidungen treffen, wenn sie mit anderen augenscheinlichen Lösungswegen vollumfänglich gescheitert sind. Die Politik wird auch weiterhin den Weg des geringsten Widerstandes gehen, um eine Abwahl bei der nächsten Wahl zu vermeiden. Die Wählerschaft wird nur das wählen, was sie sich auch wünscht, so wenig realistisch es auch sein mag. Das sind die Nachteile einer Demokratie, mit denen wir ganz offensichtlich leben müssen. Und solange es hier nur um Geld geht und sich die Betroffenen letztendlich nicht die Köpfe einschlagen, kann auch ich damit leben. Aber bedenken Sie: Die Nationalsozialisten und Hitler sind in Deutschland an die Macht gekommen, als Deutschland mit einer Arbeitslosigkeit von 36 % zu kämpfen hatte. Ursache hierfür waren der Versailler Vertrag nach dem Ersten Weltkrieg und die erste große Weltwirtschaftskrise. Für den Versailler Vertrag steht heute das deutsche Spardiktat und für die erste Weltwirtschaftskrise in den dreißiger Jahren steht die nun schon seit vier Jahren schwelende Weltfinanzkrise. Insofern sind die heutigen Vorzeichen sehr besorgniserregend. Deshalb neige ich dazu, den Vorschlägen von Paul Krugman zu folgen. Lieber eine ausufernde Staatsverschuldung mit anschließendem Schuldenschnitt, als wieder Blut in den Straßen. Deshalb meine Prognose: Das deutsche Spardiktat wird nach und nach aufgeweicht und man wird weiter versuchen, die hausgemachte Staatsschuldenkrise mit neuen Schulden einfach wegzuschwemmen, was die Aktienmärkte temporär wieder beflügeln dürfte. Am Ende steht dann auch für Deutschland der Schuldenschnitt auf der Tagesordnung. In der Zwischenzeit wird man versuchen, sich unter anderem damit über Wasser zu halten, indem man die Vermögenden immer stärker zur Kasse bittet und indirekt enteignet. Wie Sie ja nun wissen, ist Geld und Vermögen im Überfluss vorhanden. Es muss nur neu verteilt werden. Diesem Aspekt werden sich die Politiker letztendlich nicht verschließen und die Banken mit ihrem vermögenden Klientel (ihrer Geschäftsgrundlage) werden sich dem nicht dauerhaft widersetzen können. Der dann kommende Schuldenschnitt wird womöglich den Schuldenschnitt von Argentinien im Jahr 2001 in Höhe von 70 % in den Schatten stellen. Nach dem Schuldenschnitt wird das Lager der Schuldenfinanzierer für lange Zeit seine Taschen zuhalten und/oder massive Risikoaufschläge einfordern. Dessen wird man sich bewusst sein und deshalb keine halben Sachen machen, so wie beim ersten Schuldenschnitt in Griechenland. Die insolventen Staaten werden sich nachhaltig und anhaltend Luft verschaffen wollen. Das werden sie nur schaffen, wenn sie ihre Schulden zu nahezu 100 % nicht zurückzahlen. Krugmans Ausführungen dazu: „Schulden sind schließlich kein physisches Objekt, sondern ein Vertrag, ein Stück Papier, dessen Einhaltung vom Staat erbracht wird. Warum ändert man diese Verträge nicht einfach?“ Hinter der Panikmache - wenn Griechenland austritt oder der Euro scheitert oder das Versprechen von Angela Merkel an die Gläubiger der Staatsanleihen, sie nie wieder (so wie in Griechenland in viel zu kleinem Umfang geschehen) zur Kasse zu bitten - steht nur ein Ziel: Besitzstandsschutz und Lobbyarbeit! Die Erde wird sich auch dann weiter drehen, wenn noch viele systemrelevante Banken von der Bildfläche verschwinden. Die Menschheit hat in der Vergangenheit schon weitaus schlimmere Katastrophen gemeistert und überstanden. Regelmäßig kommt von Schwarzmalern bzw. den Lobbyisten das Argument, dass die deutsche Wirtschaft ohne den Euro bzw. mit der ach so starken D-Mark ins verderben schlittern würde, dass der Euro für die deutsche Wirtschaft der einzigbringende Segen ist. Dass dem nicht so ist, man den Wähler sozusagen nur wieder verarschen will, zeigt uns die Schweiz: Die Schweizer Wirtschaft ist trotz starken Schweizer Franken im ersten Quartal 2012 um 0,7 % gestiegen. Die deutsche Wirtschaft stieg dagegen im ersten Quartal 2012 nur um 0,5 %, trotz Euro! Noch irgendwelche Fragen? Darüber hinaus ist für die schweizerischen Verbraucher der starke Franken ein Segen. Sie können sich über sinkende Preise freuen. Dank solider Finanzen braucht der Staat nicht zu sparen und kann so ebenfalls die Wirtschaft stützen. Wenn Sie wissen wollen, wie weit der Bankenanpassungsprozess fortgeschritten ist, müssen Sie nach Japan schauen. Als Japan 1989 in eine Bankenkrise stürzte, war das Land damit allein. Die Wirtschaft im Rest der Welt war gesund und wuchs. Über Exporte konnte Japan, genauso wie Deutschland jetzt, seine Krise abmildern. Das ist nun für Europa und die USA nicht mehr der Fall. In Japan dauerte es fast 10 Jahre, bis man die Krise endlich an der Wurzel - also bei den Banken - packte. Von den 19 japanischen Großbanken, die es Ende der 80er Jahre in Japan gab, ist heute keine einzige Bank mehr übrig. Sie wurden abgewickelt oder mit anderen Banken verschmolzen. In Europa gibt es zufälligerweise auch 19 Großbanken. Die sind aber alle noch da. In Japan konnte sich vor 20 Jahren auch niemand vorstellen, dass alle Banken in ihrer damaligen Form verschwinden. Wenn man vom Beispiel Japans einiges lernen kann dann die Tatsache, dass solche Bankenkrisen länger dauern und tiefgreifender sind, als sich die meisten vorstellen können. Die spanische Bank Bankia und die belgische Bank Dexia sind pleite. Dabei hatten sie den Europäischen Banken Stresstest erst voriges Jahr problemlos bestanden. Ein weiteres Beispiel zum Thema nichts ist unmöglich! Wenn Sie eines seit Ausbruch der bis heute andauernden Finanzkrise gelernt haben sollten, dann ist es die Erkenntnis, dass nichts mehr so sein muss, wie es einmal war. Oder konnten Sie sich vor fünf Jahren auch nur ansatzweise vorstellen, in welchem Dilemma wir uns heute befinden? Ich hatte die Vorstellungskraft, hatte mit einem Ausbruch der Finanzkrise jedoch frühestens 2012 gerechnet. Welche Auswirkungen diese hier offenbarten Szenarien auf Ihr Vermögen haben und wie Sie folglich Ihre Vermögensstruktur anpassen müssen, werden wir Ihnen gern in einem persönlichen Gespräch offenbaren. Die Schweiz prüft bereits die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen, um im Falle des Auseinanderfallens der Eurozone einer möglichen Flucht in den Schweizer Franken zu begegnen. In Europa fordert man immer lauter Euro-Bonds, man will die Schulden vergemeinschaften. Die Fiskalregeln im Euro-Raum sind zwar verschärft worden, effektive Eingriffsrechte in die Haushalte der hoch verschuldeten Staaten gibt es allerdings nach wie vor nicht. Vor uns liegt die Rezession. Aufgrund der hohen Basisverschuldung in den problembehafteten Ländern müsste eine dramatische Neuverschuldung in Kauf genommen werden, um frühe Wachstumsimpulse zu generieren. Unsere heutigen Produktionsverfahren sind schon sehr schlank und werden immer schlanker. Es kann schon heute viel mehr produziert werden als eigentlich gebraucht wird. Das wird die zukünftige weltweite Produktionsauslastung immer deutlicher zeigen. Die neue Welt, die sich abzeichnet, wird nicht von Stabilität und Wachstum begleitet werden. Eine tiefe Rezession - wenn nicht eine Depression - in Europas Süden und Bankensterben werden Realität. Politisch wird das Gegeneinander in Europa zur bitteren Wirklichkeit. Die Zeichen stehen für viele andere Teile der Welt wegen noch größerer Schuldenprobleme mindestens ebenso auf Sturm wie für Europa. Japan ist weit dramatischer verschuldet als Griechenland. Amerika ist mit seiner Staatsverschuldung an Italien vorbeigezogen. Nach der US-Präsidentenwahl im November wird die Politik wegen ständig erhöhter monetärer und fiskalischer Auswüchse abrupt an ihr Ende kommen. Das ist der entscheidende Punkt für die Weltwirtschaft: Sie wird in die Rezession kippen. Und die heute noch prosperierenden Rohstoffländer sind dann mitten in einer tiefen Krise. Spätestens dann werden die heute diskutierten Sparmaßnahmen durch erneute kreditfinanzierte Liquiditätsschwemmen ersetzt. Im Anschluss daran wird der weltweit befreiende Schuldenschnitt kommen. Der Schuldenschnitt wird durch Staatsinsolvenzen und/oder durch eine Neuverteilung der weltweiten Vermögensmassen kommen. Einzig ungewiss ist der Zeitpunkt des Schuldenschnittes. Der Zeitpunkt kann zwischen einem und 10 Jahren liegen oder bestenfalls auch ganz ausfallen, wenn die notwendigen Strukturreformen wider Erwarten durchgesetzt werden würden. Bei solchen Vorgaben wird es der deutschen Wirtschaft wenig helfen, dass wir im Sommer 2012 die Löhne kräftig erhöht haben und unser Finanzminister bis zum Sommer gute Steuereinnahmen erzielte. Die Binnennachfrage wird uns nicht retten, weil die Bürger die Schwere der Krise erahnen und als Konsequenz jene Ausgaben, die man verschieben kann, tatsächlich auf später verschieben. Dann stürzt alles, was vorrangig zyklisch durch Konsum getrieben wurde, zusammen. Die Wachstumswelle lässt sich nicht ewig reiten. Ein grundsätzliches Umdenken wäre erforderlich, was jedoch aufgrund der Natur des Menschen tatsächlich nicht praktikabel ist. Bevor man sich mit dem begenügt, was man hat, wird man sich eher die Köpfe einschlagen. Nicht ohne Grund bekommen radikale Parteien einen immer größeren Zulauf. Die größte Gefahr ist für die nächsten Monate, dass die Bürger der Krisenländer die Geduld mit der Reformpolitik verlieren. So wurden beispielsweise die italienischen Staatsfinanzen vornehmlich nur auf der Einnahmeseite durch eine Verbreiterung der Steuerbasis verbessert. Auf der Ausgabenseite ist wenig passiert. Die Arbeitsmarktreformen kratzen nur an der Oberfläche. Offensichtlich konzentriert man sich mehr auf den nächsten Wahltermin im Mai 2013. Insofern kann ich unseren Klienten vor allem eines empfehlen: Genießen Sie den Augenblick, genießen Sie die Zeit, die uns noch bis zum großen Knall bleibt und stellen Sie sich mit Ihrer Vermögensstruktur möglichst breit auf! Vergessen Sie bitte eines nicht, noch diskutieren wir hier über Luxusprobleme! Weltweit haben ca. 3 Milliarden Menschen mit ganz anderen, wirklichen Problemen zu kämpfen: Verseuchtes oder zu wenig Trinkwasser, kein Dach über dem Kopf, Hunger, Elend, Kriege, Krankheiten, ungenügende oder mangelnde medizinische Versorgung und wirkliche Armut. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, ist unser Glas immer noch halbvoll. Genießen Sie Ihr Leben, Ihre Familie, Ihre Freunde und Ihren Beruf trotz aller augenblicklichen Widrigkeiten! Sie dürfen mit Recht davon ausgehen, dass ich hier mit diesen geschriebenen Zeilen keine eigenen wirtschaftlichen Interessen verfolge. Denn unter diesen Voraussetzungen fehlen mir nicht die Anleger, die ihr Geld bei mir anlegen wollen, sondern mir fehlen die passenden WERTHALTIGEN Anlageprodukte. Würde ich als Anlageberater meine Interessen verfolgen, würde ich Ihnen - wie die meisten Banken und Anlageberater - eine heile Welt in der Farbe rosa vorstellen. Ich hege die Hoffnung, dass wir Menschen noch rechtzeitig die Kurve kriegen und uns etwas mehr einfällt, als immer nur auf Wachstum und Ellenbogen zu setzen. Verantwortung, insbesondere Eigenverantwortung würde uns schon mal ein Stückchen weiterbringen. Deshalb können Sie bitte gern meine Informationen weiterleiten oder posten. |
Heiko Kolodzik |
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