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Marktanalyse - Mai 2013: Die Folgen der sich zuspitzenden Staatsschulden-Krise mit Blick auf die Aktienmärkte und den Goldmarkt |
1. Was lernen wir aus der Zypern-Rettung?Die abstruse Staatsverschuldung, die in den vergangenen 40 Jahren stattgefunden hat, erblickte im August 1971 durch US-Präsident Richard Nixon das Licht der Welt. Er brach das Versprechen, auf dem das Bretton-Woods-Währungssystem basierte und kündigte die letzte noch bestehende Bindung des Dollars an Gold auf. Seitdem überbieten sich die Staaten im Geld drucken und Schulden machen, was letztendlich in der uns heute bekannten Finanz- und Staatsschuldenkrise endete. In Zypern drohen den Sparern je nach Bank Verluste von mehr als 50 Prozent. Auf Zypern werden erstmals die Gläubiger an der Rettung maroder Banken beteiligt. Als Vorbild für andere Eurostaaten taugt das Beispiel allerdings nur bedingt. Stattdessen wird die Europäische Zentralbank einspringen, um die anfälligen Banken in der Eurozone zu stabilisieren. Die Sparer sollten sich aber nicht allzu sehr darüber freuen. Der Preis, den sie für den Einsatz der Notenbanker zahlen, ist hoch - insbesondere für die Deutschen. Selbst die gesetzliche Einlagengarantie für Beträge bis zu 100.000 Euro ist alles andere als garantiert. Sie wird nur eingelöst werden können, wenn ein Staat über ausreichende finanzielle Mittel verfügt oder von den anderen Euroländern gestützt wird. Sicher ist diese Solidarität nicht. Um einen Sturm auf die Einlagen - den gefürchteten „Bank Run“ - zu verhindern, wird schlussendlich die EZB als Retter der letzten Instanz auftreten und die angeschlagenen Staaten und ihre Banken mit den nötigen Mitteln versorgen müssen. Das wiederum bedeutet nichts anderes, als dass es vor allem die Sparer in den vergleichsweise stabilen Euroländern sein werden, die für die Kosten der Krise aufkommen, auch wenn der Staat dort nicht direkt auf die Konten zugreift, so wie auf Zypern geschehen. Die Enteignung erfolgt diskreter, beinahe unbemerkt über negative Realzinsen. Auf diesem Wege werden die Ersparnisse der Deutschen langsam, aber sicher entwertet. Sparen kann riskant sein – nicht nur auf Zypern. „Alle Finanzinstitute und Investoren werden gezwungen, über ihre Risiken nachzudenken, weil sie jetzt erkennen müssen, dass diese Risiken Schmerzen bereiten können“, sagte etwa Jeroen Dijsselbloem, niederländischer Finanzminister und Chef der Eurogruppe. Das Beispiel Zyperns tauge durchaus als Blaupause für weitere Rettungsaktionen. Bankforderungen (Anleihen, Zertifikate und Einlagen von mehr als 100.000 Euro) sind dann riskant, wenn: a) die Bank Verluste erleiden kann, die das haftende Eigenkapital Sind diese Kriterien erfüllt, muss der Anleger davon ausgehen, dass seine Bankforderungen schon heute im Falle einer Bankpleite Teil der Insolvenzmasse wären. Mittlerweile beträgt die Summe der Bankbilanzen in der Eurozone rund 274 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) und liegt damit über dem internationalen Durchschnitt. Die Größe des Bankensektors ist ein Problem für die gesamte Staatengemeinschaft und damit auch für den Euro. Luxemburg führt bedenkliche Bankensektor-Rangliste an: |
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Was viele unterschätzen: Banken leben zuallererst vom Vertrauen ihrer Einleger. Wenn die Kunden glauben, ihr Geld sei auf dem Konto nicht mehr sicher und es eilig abziehen, können selbst gesunde Institute in Schwierigkeiten geraten. Keine Bank ist in der Lage, alle ihre Kunden auf einmal auszubezahlen. Die Spieltheorie lehrt uns, dass selbst Gerüchte über mögliche Solvenzprobleme einer Bank ausreichen, um einen „Bank Run“ auszulösen. Auch Anleger, die diesen Gerüchten wenig Substanz beimessen, werden vorsorglich ihre Konten räumen, um zu vermeiden, dass ihnen die anderen zuvorkommen. Die Anfälligkeit einer Bank für einen „Bank Run“ kann also ebendiesen auslösen. Die starke Vernetzung der Banken untereinander vergrößert das Problem noch. Fällt ein Kreditinstitut, fallen auch andere. Ein solcher Dominoeffekt hatte bereits zur Finanzkrise der Jahre 2007 bis 2009 geführt. Damals bekamen besonders große, global vernetzte Banken das Etikett „systemrelevant“ aufgeklebt, was letztlich einer Staatshaftung gleichkam. Die mit einem Persilschein ausgestatteten Großbanken verschmolzen mit den Staaten zu einem Haftungsklumpen. Dies wiederum führte zur Staatsschuldenkrise, die 2010 in Griechenland ihren Ursprung nahm. Wir hatten hiervor schon Anfang 2010 mit der Frage „Wer rettet die Retter?“ gewarnt. Drei Jahre später ist die Antwort relativ eindeutig. Da den meisten Rettern mittlerweile die Mittel fehlen, um den Banken im Notfall beizuspringen, bleibt allein die Europäische Zentralbank, um das nach wie vor fragile Bankengebilde zu stabilisieren. Die neuen Eigenkapitalrichtlinien nach Basel III etwa gelten nach aktueller Planung erst ab 2019. Die Anforderungen an die Banken sind zudem relativ locker. Das Eigenkapital muss lediglich drei Prozent der Bilanzsumme und sieben Prozent der risikogewichteten Aktiva betragen. Das reicht bei weitem nicht aus, um neuerliche Turbulenzen schadlos zu überstehen. Genau denen wäre der Banksektor aber ausgesetzt, sollte die Gläubigerhaftung tatsächlich offiziell proklamiert und nicht nur als Möglichkeit erwogen werden. In einem solchen Falle würden die Menschen eilig ihre Konten räumen – Zypern wäre plötzlich überall. Die EZB wird die Banken deshalb mit zusätzlicher Liquidität versorgen und die Staaten stützen müssen, die mit der Rettung ihrer Kreditinstitute überfordert wären. Damit dies im Notfall schnell und reibungslos funktioniert, dürften die Notenbanker künftig darauf verzichten, dass sich die betroffenen Staaten zunächst offizielle bereiterklären, unter den Rettungsschirm ESM zu schlüpfen. Eines jedenfalls steht unseres Erachtens fest: Ohne die EZB als Retter der letzten Instanz droht der Bankensektor in der Eurozone im Falle erneuter Solvenzprobleme zu kollabieren. Das kleine Zypern hat gezeigt, was passiert, wenn es kein starkes Einlagensicherungssystem gibt oder der Staat als Helfer ausfällt. Dann müssen die Sparer zahlen. Auf die Rettung durch die Euro-Staatengemeinschaft ist nur bedingt Verlass. Solidarität ist endlich, das gilt insbesondere in Zeiten des Wahlkampfs. Ohne den Beistand der EZB wäre das fragile Banksystem der Eurozone dem nächsten Sturm schutzlos ausgeliefert und anfällig für einen „Bank Run“. Das weiß nicht allein Mario Draghi. Doch der Preis, den die Sparer dafür zahlen müssen, ist hoch. Wenn die Notenbanken auf der ganzen Welt zum Geld drucken gezwungen sind, um Banken sicherer, die Wirtschaft stabil und die Staatsschulden finanzierbar zu machen und dazu den Schutz der Gläubiger über den Schutz des realen Geldwertes stellen, wird dies langfristig zwangsläufig zu einem massiven Vertrauensverlust in den Wert des Geldes führen. Ben Bernanke, Chef der amerikanischen Zentralbank, der das gerade genannte absurde Ziel „Senkung der Arbeitslosigkeit per Gelddruckmaschine“ ausgegeben hat, wird nach seiner aktuellen Amtsperiode wahrscheinlich nicht mehr als Fed-Präsident zur Verfügung stehen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird ihn Janet Yellen beerben, die ehemalige Präsidentin der Federal Reserve Bank of San Francisco. Sie ist bereits seit 2010 seine Stellvertreterin. Aus Yellens öffentlichen Auftritten geht klar hervor, dass sie das nahezu Unmögliche wahr machen kann: Sie will noch stärker inflationieren als Helikopter-Ben. Dessen Glauben an die Schaffung von Arbeitsplätzen durch die Gelddruckmaschine teilt sie natürlich. Sie hält aber nichts von seinem Plan, bei Erreichen einer Arbeitslosenquote von 6,5% die geldpolitischen Zügel zu straffen. Sie hat sich stattdessen dazu bekannt, die Druckmaschine so lange laufen zu lassen wie nur irgend möglich. Verglichen mit Zentralbankern wie Janet Yellen oder Haruhiko Kuroda, dem Chef der Bank of Japan, erscheint Mario Draghi ja fast schon seriös. Noch ist die Inflation niedrig. Möglicherweise geht sie kurzfristig sogar weiter zurück. Wegen des schwachen Yens etwa, der die japanischen Exportgüter zunehmend verbilligt oder wegen der schwachen Konjunktur in weiten Teilen der Eurozone. Allerdings wirkt die Inflation wegen des niedrigen Zinsniveaus schon jetzt wie eine Enteignung auf Raten. Anders als auf Zypern verläuft die Enteignung der Sparvermögen in Deutschland schleichend und nahezu geräuschlos. Schon zwei Prozent Inflation führen bei einem Nettozinsertrag von 0,5 Prozent zu einer jährlichen Entwertung des Vermögens von knapp 1,5 Prozent. So ist es nur ein Frage der Zeit, bis sich die Sparvermögen halbieren. Das eigentliche Risiko solcher Anlagen wird aber erst dann existenziell, wenn das Vertrauen in den Wert des Geldes durch die anhaltende Liquiditätsflut der Notenbanken schwindet, möglicherweise sogar völlig erodiert. Sparer sollten deshalb zu Investoren werden, denn Eigentum an Sachwerten ist realer, nicht nominaler Natur. Die Zeit des billigen Geldes ist noch lange nicht vorbei. Im ersten Quartal hat die Bank of Japan ihre Geldpolitik erneut kräftig gelockert. EZB und US-Fed ziehen nach. Sie werden das Zinsniveau noch Jahre künstlich drücken. Weltweit liefern sich Investoren deshalb einen Wettlauf um die verbliebenen attraktiven Anleihen. Alles, was einen Kupon hat und noch ein bisschen Rendite bringt, wird gekauft. Die Aussicht wirkt verlockend, noch einen zeitweisen Kursgewinn erzielen zu können, der die niedrige Fälligkeitsrendite aufpoliert. Dummerweise werden bei einer zehnjährigen Anleihe, die 1,3 Prozent Rendite per Endfälligkeit aufweist, auch nur 1,3 Prozent pro Jahr zu verdienen sein. Das reicht nicht aus, um die Inflationsrate auszugleichen. Trotzdem scheint gerade den Deutschen die Vorliebe für verzinsliche Anlagen in den Genen zu liegen. Die Berg- und Talfahrt an den Börsen mit insgesamt vier Crashs in gerade einmal 15 Jahren hat die Abneigung gegenüber Aktien zementiert. Sie werden zuallererst als Spekulationsobjekt betrachtet und nicht als Form langfristiger Geldanlage. Die Privatanleger sind nicht allein. Auch institutionelle Investoren wie Versicherungen, Versorgungswerke und Pensionskassen mögen sich nicht so recht für Aktien und andere Sachwerte erwärmen. Dabei wären sie ob ihres langfristigen Anlagehorizonts eigentlich prädestiniert dafür. Bei Versicherungen ist dies wegen der rigiden Eigenkapitalvorschriften noch verständlich. Bei Pensionskassen und Stiftungen dagegen ist die Zurückhaltung kaum nachvollziehbar. In den vergangenen Jahren war das kein Problem, denn die Kursgewinne am Anleihemarkt haben dafür gesorgt, dass die Durchschnittsrendite 2011 und 2012 beachtliche 7 Prozent betrug. Künftig werden mit einer solchen Portfoliostruktur aber kaum mehr als drei bis vier Prozent zu verdienen sein. Anleihen guter Schuldner werfen zumeist nur noch ein bis zwei Prozent Rendite ab. Zu wenig, um das Vermögen fürs Alter dauerhaft zu mehren. Die völlig beliebige Verteilung von Verlusten nach politischem Gutdünken, der schamlose Griff in die Brieftasche des Bürgers hat begonnen. Die letzten Hemmungen sind gefallen. Der amerikanische Analyst James Grant hat die neue Realität, an die sich Bankkunden nach der Zypernkrise gewöhnen und anpassen müssen, sehr anschaulich beschrieben:
Die gut gemeinte Absicht, den Bankensektor in jedem einzelnen Krisenfall durch die Verhinderung von Bankenpleiten zu stabilisieren, hat die systematische Wirkung, einen immer instabileren Bankensektor zu erzeugen. „Gut gemeint“ reicht als Grundsatz einer sinnvollen Ordnungspolitik eben leider nicht aus. Was kurzfristig und im Einzelfall sinnvoll erscheinen mag, kann langfristig verheerende Wirkungen entfalten. Diese Erkenntnis ist zwar nicht neu, sie wurde in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten aber immer häufiger auf dem politischen Altar kurzfristig orientierter Wählerstimmenoptimierung geopfert – so auch bei der Konzeption und Einführung der Europäischen Währungsunion. Und je länger die falsch gesetzten Anreize Bestand haben und die ihnen anhaftenden Wirkungen entfalten, umso größer werden die darauf basierenden Fehlentwicklungen. Am Ende steht in dem uns interessierenden Fall der Banken ein extrem fragiles System, das sich permanent am Rande des Zusammenbruchs befindet. Natürlich waren die Bankenpleiten der 1930er-Jahre schlimm. Aber immerhin 73% der US-Banken, die es vor dem den Auftakt zur Weltwirtschaftskrise markierenden spektakulären Börsencrash von 1929 gab, gingen nicht pleite. Die große Mehrheit der Banken überstand also einen Wirtschaftsabschwung, der im August 1929 begann und erst 43 Monate später im März 1933 endete. In dessen Verlauf schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt nominal um 27% - real sogar um 45%. „Welcher Prozentsatz der heutigen Banken würde eine solche Feuerprobe überstehen?“, so Grants zum Nachdenken anregende Frage. Ich glaube, dass nur noch ein sehr geringer Teil der US-Banken und ein noch kleinerer Teil der europäischen Banken diese Prüfung überstehen würde. Darüber hinaus würden allerdings auch die meisten hochverschuldeten Staaten – inklusive der USA – dieses Szenario nicht ohne Staatsbankrott bewältigen können. Ist die heutige Generation von Bankern und Politikern denn so viel dümmer als die Generation ihrer Groß- oder Urgroßväter? Nein, natürlich nicht. Aber sie operieren in einem völlig anderen System. Ein System, das es ihnen nicht nur ermöglicht hat, sehr viel größere Risiken einzugehen, sondern ihnen geradezu unwiderstehliche Anreize dazu gegeben hat. Wenn das Bankensystem eines Landes, gemessen an der Bilanzsumme in Relation zur Wirtschaftskraft, sehr groß ist, müssen sich die Banken zu einem großen Teil im Ausland refinanzieren. Es entsteht also eine Abhängigkeit vom Ausland und von Refinanzierungsmitteln, die wahrscheinlich weniger verlässlich sind als heimische Gelder und außerdem stärker ausländischen Einflussfaktoren unterliegen. Außerdem macht ein allzu großer Bankensektor die Regierung des betroffenen Landes gewissermaßen erpressbar, weil eine Bankenkrise in diesem Fall unverhältnismäßig starke negative Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft ausübt. Es ist nicht mehr möglich, sich ein Bild von der Risikosituation einer Großbank zu machen. Deshalb spreche ich die Empfehlung aus, kurzlaufende Bundesanleihen zu halten, anstatt sich mit Fest- oder Tagesgeld dem Risiko eines Gläubigers potenziell maroder Banken auszusetzen. Diesen Rat, bei dem Sicherheit eindeutig vor Rendite geht, halte ich mehr denn je für richtig. |
2. Hilft die Flucht in die „Sachwert Aktie“?Ein zurzeit sehr populäres Argument zum Kauf von Aktien lautet, man müsse in Sachwerte investieren. Nun ist die Aktie aber nur zu einem sehr kleinen Teil ein Sachwert. In erster Linie erhält der Aktionär das Recht auf einen unbekannten zukünftigen Zahlungsstrom. Finanzmathematisch wird der Kurs einer Aktie deshalb als der Barwert dieses Zahlungsstroms definiert. Im Unterschied zu einer Anleihe muss eine Aktie in Zeiten sehr hoher Inflationsraten aber nicht wertlos werden. Wenn dies das eigentliche Argument für den Kauf der Aktie ist, wird die Aktie hier also als Inflationsschutz angepriesen. Historisch gesehen waren allerdings Edelmetalle und landwirtschaftliche Flächen der mit Abstand beste Inflationsschutz und nicht die Aktie. Dafür gibt es einen guten Grund: Es gibt nur wenige Unternehmen, die von hohen Inflationsraten profitieren. In Zeiten hoher Inflation verarmen große Teile der Bevölkerung, der Konsumenten. Wie sollen die Unternehmen prosperieren, wenn die Bevölkerung verarmt? Ich glaube, dass die aktuelle Popularität der Aktie als „Sachwert“ nur eine weitere Facette der alle Spekulationsblasen begleitenden Rationalisierungen ist, mit denen Gründe geliefert werden, um trotz offensichtlich hoher Risiken zu kaufen. Der schon vorigen Monat zu beobachtende Rückgang des US-Geldmengenwachstums hat sich deutlich fortgesetzt. Die annualisierte Dreimonatsbetrachtung weist nur noch Zuwächse zwischen 1,6 und 2,9% auf. Für die Aktienmärkte ist dieser Indikator jetzt negativ. Außer der ultra-expansiven Geldpolitik sind alle Rahmenbedingungen für die Aktienmärkte negativ. Anhand meiner Erfahrungen sind Aktien heute mindestens so riskant wie im Jahr 2007. Aus diesem Blickwinkel heraus muss man die Aktie also unbedingt meiden. Auch Stop-Loss-Orders haben ihre Tücken. Im Fall eines Crashs, der aufgrund anschwellender Umsätze mit einem Orderstau einhergeht, werden diese Verkaufsaufträge mit hoher Wahrscheinlichkeit weit unterhalb des Stop-Loss-Kurses ausgeführt. Wenn Sie dieses Risiko kennen und bereit sind, es zu tragen, können Sie das natürlich tun. Bei Aktien rate ich Ihnen, das Ende der langfristigen Baisse abzuwarten, bevor Sie damit beginnen, Positionen aufzubauen. Die derzeitigen Gewinnmargen der Aktiengesellschaften stehen stattliche 70% über ihrem langjährigen Mittel. Davon auszugehen, dass das so bleiben könnte, erscheint mir außerordentlich naiv beziehungsweise ignorant. Aber es führt dazu, dass die deutliche Überbewertung des Aktienmarktes problemlos übersehen werden kann. Und es scheint den Nerv der Zeit zu treffen, denn die Anleger scheinen nach Argumenten zu gieren, mit denen sie den Kauf von Aktien in diesen luftigen Höhen rechtfertigen können. Das Shiller-KGV von knapp 23 ist im historischen Vergleich sehr hoch. Dabei berücksichtigt diese Kennzahl noch nicht einmal die oben besprochene Gewinnmarge, die Rekordwerte erreicht hat. Bezieht man diese Tatsache in die Betrachtung ein, ergibt sich eine Überbewertung, die noch wesentlich größer ist als die durch das Shiller-KGV ausgewiesene. Quantitattive Easing (QE) steht für den mit neu kreiertem Geld bezahlten Kauf von Anleihen durch eine Zentralbank. Diese nimmt bestehende Anleihen aus dem Markt, bucht sie in die Bilanz der Zentralbank ein und bezahlt die Transaktion mit nahezu unverzinslichem Geld. Nun muss der Verkäufer der Anleihe diesen neu geschaffenen nahezu zinslosen Vermögenswert natürlich halten. Und wenn er ihn nicht mehr halten will, muss er ihn gegen einen anderen Vermögenswert eintauschen, dessen bisheriger Besitzer dann den zinslosen Vermögenswert besitzt. Ist ein Vermögenswert erst emittiert, kann er also nur noch den Besitzer wechseln, was gewöhnlich im Rahmen eines Tauschs gegen einen anderen Vermögenswert geschieht. Es ist also kompletter Unsinn, von Geld zu sprechen, das sich angeblich an der Seitenlinie befinden soll und – aufgrund des hohen Anlagedrucks – früher oder später in die Aktien- oder die Anleihemärkte oder wohin auch immer fließen werde. Außer bei Neuemissionen fließt stets genauso viel Geld in einen bestimmten Markt hinein wie aus ihm heraus. Wer etwas anderes behauptet, hat den Finanzmarkt in seinen simpelsten Grundzügen nicht verstanden. Denken Sie daran, wenn Sie demnächst wieder einmal einen „Experten“ von dem vielen Geld schwadronieren hören, das noch in die Aktienmärkte fließen werde, weil es angeblich keine Alternative gebe. Er redet schlicht und einfach Unsinn. Wie kann QE unter diesen Umständen dennoch zu steigenden Aktienkursen führen? Die Wirkung von QE auf den einzelnen Anleger besteht darin, ihm durch ultra-niedrige, real sogar negative Zinsen das Halten dieses kurzfristigen und damit relativ sicheren Vermögenswerts so unattraktiv wie möglich zu gestalten. So soll er dazu gebracht werden, auf der Suche nach Rendite höhere Risiken einzugehen. Sobald er das tut und einen anderen Vermögenswert kauft, wirkt er als Käufer dieses Vermögenswerts potenziell preistreibend. Sein Transaktionspartner erhält im Gegenzug das unverzinste Cash – und spürt nun seinerseits den Druck, nach höherer Rendite Ausschau zu halten. Gibt er diesem Druck nach, geht das Spiel in eine neue Runde. Das ist der Mechanismus, der zur Entstehung von Spekulationsblasen führt. Er ähnelt dem Spiel „Die Reise nach Jerusalem“. Nur wird es am Ende für keinen der beteiligten Spieler einen freien Stuhl geben. |
3. Warum fällt der Goldpreis? Ist sein Aufwärtstrend nun gebrochen?Gold ist strategisch nach wie vor ein absolutes Muss, weil es im Unterschied zur Aktie und zur Anleihe kein Zahlungsversprechen und der natürliche Konkurrent des Papiergeldes ist. Dass der Goldpreis Schwankungen unterliegt, wussten wir auch schon vor den jüngsten Turbulenzen. Dennoch kann man auf diese Anlageklasse in Zeiten der finanziellen Repression nicht verzichten. Sie ist eine Versicherung und die Kursschwankungen sind der Preis, den Sie für diese Versicherung zahlen müssen. Gold verliert seit Herbst 2012 beständig an Wert. Irgendwie passt dieser Trend nicht so recht zur Geldpolitik der Notenbanken. Selbst am Tag, als die Bank von Japan der Welt die womöglich stärkste geldpolitische Lockerung aller Zeiten verkündete, fiel der Preis des Goldes zurück. Auch die zuletzt schwachen Zahlen vom US-Arbeitsmarkt konnten die Investoren nicht dazu bewegen, ihre Goldbestände aufzustocken. In der Vergangenheit wurden schlechte Konjunkturdaten in den USA stets als Signal gewertet, dass die Fed noch sehr viel länger an ihrer laxen Geldpolitik festhalten würde, als bisher angenommen. Diesmal reagierte der Preis des Edelmetalls nicht. Mancher spricht bereits von einem „Goldpreisrätsel“. Aber wie lässt sich dieses Rätsel erklären? Es gibt verschiedene Gründe, weshalb Gold aus der Mode gekommen zu sein scheint. So ist es den Notenbanken gelungen, die Nervosität an den Finanzmärkten spürbar einzudämmen. Die Schutzfunktion von Gold ist derzeit kaum gefragt. Zudem hat das Edelmetall einen Rivalen im Kampf um die Gunst der Anleger bekommen – den Sachwert. Im Gegensatz zu Gold bietet er den Investoren laufende Erträge. Nicht zuletzt ist die Angst vor Inflation gesunken. Die Sparpolitik in der Eurozone und die inflationsdämpfenden Effekte eines schwachen Yen lassen auf absehbare Zeit keine erhöhten Inflationsgefahren erkennen. Kurzfristig orientiere Investoren haben sich deshalb zuletzt von Teilen ihrer zumeist in ETFs gehaltenen Goldbestände getrennt und ihre Gelder umgeschichtet. So verzeichnete alleine der SPDR Gold Trust seit Jahresbeginn Abflüsse von fast 150 Tonnen. Es ist daher gut möglich, dass die Geduld der Goldinvestoren noch eine Weile auf die Probe gestellt wird und der Goldpreis erneut unter Druck gerät, bis die kurzfristig orientieren Spekulanten aus dem Markt ausgestiegen sind. Langfristig sind die fundamentalen Faktoren aber intakt, die für steigende Notierungen sprechen. Gold wird wieder gefragt sein, wenn Investoren erkennen, dass die Geldflut der Notenbanken irreversibel ist und das Vertrauen in ungedecktes Papiergeld zu erodieren beginnt. Es ist kein Zufall, dass der Goldpreis vor einigen Tagen ein neues Rekordhoch erreicht hat. Und zwar in dem Land, das die höchste Staatschuldenquote der Welt hat und sich nun anschickt, auch beim Gelddrucken Weltspitze zu werden. 157.000 Yen kostet die Feinunze Gold mittlerweile in Japan. Ein steigender Goldpreis ist das Resultat einer schwachen Währung und an denen dürfte künftig kein Mangel herrschen. Die Verwahrung in der politisch stabilen und wirtschaftlich soliden Schweiz bietet unserer Meinung nach den größtmöglichen Schutz gegen etwaige Enteignungsrisiken. Der Goldminensektor ist regelrecht ausgebombt - ähnlich wie am Ende der langfristigen Baisse um die Jahrtausendwende. Aus Sicht eines antizyklischen Anlegers präsentiert sich hier wahrscheinlich eine ganz besonders seltene Kaufgelegenheit. Zu einer ähnlichen – aber vom Ausmaß her viel heftigeren – Entwicklung kam es übrigens auch während der großen Goldhausse der 70er-Jahre. Der Goldpreis stieg in einer ersten mehrjährigen Welle von 35 auf 200 Dollar. Dann halbierte er sich zügig, obwohl sich an den fundamentalen Rahmenbedingungen nichts verändert hatte. Anschließend nahm er den langfristigen Aufwärtstrend wieder auf und erreichte das Top der Hausse bei 850 Dollar. Sobald sich der Goldminensektor sich vom Abwärtstrend des allgemeinen Aktienmarkts abkoppeln kann, wäre das ein wichtiges Kaufsignal. |
Heiko Kolodzik
Dipl.-Betriebswirt
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www.Kolodzik.de |
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